Spazierwege statt „Fischbachspange“
Mit einem Antrag der FDP zur Bereitstellung von Haushaltsmitteln in Höhe von 100.000 Euro für
eine Machbarkeits-Studie wird sich das Kelkheimer Parlament in seiner nächsten Sitzung am 24.
Oktober beschäftigen. Die Kernfrage der Studie soll sein, ob und wie es möglich wäre, das
bisherige Ende der B8 mit der B455 unterhalb des Fischbacher Wochenendhausgebiets zu
verbinden. Bereits im Spätsommer haben sich ukw-Mandatsträger*innen bei einem Spaziergang
entlang der in dem Antrag avisierten Trasse ein persönliches Bild vor Ort gemacht.
Los ging es am Liederbach unweit von Kuckucksweg und Rotebergstraße. „Wie bereits in früheren
Planungen zum Weiterbau der B8 müsste wohl ein Damm oder eine große Brücke unweit der
Wohnbebauung das Liederbachtal und das Braubachtal durchschneiden, um ca. 30m
Höhenunterschied zu überwinden“, schätzt Wolfgang Coy, der für die ukw im Bauausschuss sitzt.
„Das würde die Anwohner dort einer erheblichen Lärmbelastung aussetzen und womöglich das
nördliche Hornau mit einem Lärmteppich überziehen“, ergänzt Fraktionsvize Robert Stögbauer.
„Ganz zu schweigen von den massiven Eingriffen in die Natur, die ja erst vor wenigen Jahren zum
Aus für den Weiterbau der B8 führten.“
Über die Schienen der Kleinbahn zwischen Hornau und Schneidhain führte der Spaziergang weiter
in Richtung der Sportanlage am Reis, durch Wald, über Streuobstwiesen, entlang von Büschen
und Hecken. „Auch hier fällt es nicht schwer, sich die erheblichen Lärmbelästigungen für die
weniger als 200m entfernt lebenden Anwohner zum Beispiel in der Hölderlin-, der Roseggerstraße
und im Taunusklubweg vorzustellen“, sagt Stögbauer. „Die Besucher der idyllisch gelegenen
Sportanlage am Reis mit zwei beliebten Gastronomiebetrieben, Tennisplätzen, Schwimmbad und
Sportplätzen der TuS Hornau könnten sich auf einiges gefasst machen an Lärm und Abgasen“, so
die einhellige Meinung bei den Teilnehmern. Sie fragen sich, wie das Sportgelände überhaupt zu
erreichen sein würde, wenn der Verkehr unmittelbar daran vorbeizieht.
Weiter soll die Trasse durch den Hornauer Forst über das Gelände führen, auf dem bislang die
Waldjugend Tannen für ihren jährlichen Weihnachtsbaumverkauf schlägt. Oberhalb des
Fischbacher Sportplatzes, unweit von Taunusstraße und Wochenendhausgebiet, soll sie dann das
Naturschutzgebiet Kickelbach durchqueren. „Schon allein daran dürfte die geplante Straße
scheitern und die ohnehin knappen Haushaltsmittel wären umsonst ausgegeben“, erwartet Coy.
Zum Abschluss erinnerten langjährige ukw-Parlamentarier daran, dass eine in den Jahren
2004/2005 im Rahmen der B 8-Planung erstellte Umweltverträglichkeitsstudie auch das
Trassengebiet der „Fischbachspange“ umfasste, dessen Schutzwürdigkeit sie als hoch bis sehr
hoch beurteilte. Neben den im gesamten Trassengebiet vorgefundenen Biotopen und gesetzlich
geschützten Streuobstwiesen finden sich insbesondere im Naturschutzgebiet Kickelbach bis zu 15
geschützte Tierarten.
„Eine Machbarkeitsstudie gaukelt den verkehrsgeplagten Anwohnern eine vermeintliche Lösung
des Verkehrsproblems vor, die keine reale Chance auf eine Verwirklichung hat“, prognostiziert Coy.
„Eine solche Straße würde zudem neue Probleme schaffen, etwa weil sie den internationalen
Lastwagenverkehr zwischen Köln und Frankfurt zu einer zeit- und mautsparenden Abkürzung
durch den Taunus einlädt.“
Den nun aufgerufenen Betrag möchte die ukw daher lieber in den Ausbau und die Verbesserung
des ÖPNV, die Förderung von Carsharing, des Radfahrens und des Zu-Fuß-Gehens investieren
und kündigt bereits für die kommende Stadtverordnetenversammlung eine Initiative für längere
Züge der Kleinbahn an.
„Die Spazierwege entlang der ‚Fischbachspange‘, etwa zur ‚Roten Mühle‘ oder zum ‚Reis‘, sind
wunderschön und bieten wichtige Erholungsräume für die Bewohner eines immer dichter
werdenden Ballungsraum“, meint Stögbauer. „Für Fernstraßenprojekte sind sie ungeeignet.“
Spazierwege statt „Fischbachspange”